
Die heutige Tour war eine Bergstrecke, meist ging es bergauf, teils sogar steil, auch wenn wir im Tal unten blieben und nicht auf einen der nahen Gipfel hinaufstürmten. Das «wir» ist schon korrekt, bei dieser Etappe begleitete mich Frank, ein guter Freund und bereits aus Südostasien erprobter Reisebegleiter.
Der Start war etwas schockierend: Der hochoffizielle Wanderweg führte auf der Gotthardstrasse aus Intschi hinaus. Die Strasse hatte weder Velostreifen noch Trottoir und auf beiden Seiten meist ein steiles Strassenbord. Zum Glück war am Morgen der meiste Verkehr bergwärts und bald führte der Wanderweg in den Hang hinein weg von der Strasse.

Der Weg führte durch Gurtnellen bis nach Wassen. Das Tal war im Vergleich zu gestern schmaler, aber dicht gefüllt mit Eisenbahn (die nun alte Gotthardstrecke), Gotthardstrasse (die alte Hauptstrasse, die heute aber sehr viel Verkehr hatte) und Autobahn.
Das Dorf Wassen erlangte ja eine gewisse Berühmtheit durch dessen Kirche, welche man durch die SBB-Kehrtunnels von allen Seiten sieht und deswegen (Neben-)Ziel vieler Schulreisen war. Das Dorf selber besteht fast nur aus Gasthöfen, einigen prunkvollen Kommunalbauten (Schule, Gemeindehaus) und eben dieser Kirche, welche für das kleine Dorf ziemlich gross erscheint.

Nach Wassen kam Göschenen, allerdings war da noch ein gutes Stück Weg dazwischen. Wir gingen durch einsamen ruhigen Wald, unter und über Eisenbahnbrücken durch und teils sogar auf den Strassengallerien. Die Gegend ist historisch spannend, viele Bauten stammen aus der Jahrhundertwende (ca. 1880-1920), und oft sind Infoschilder angebracht.

Bei Göschenen zeugen verfallene Häuser, dass der Ort seit dem Verlust der Postkutschen und nun auch vieler Züge an Bedeutung verliert. Nur noch die Autos sind vorhanden, aber von denen hält kaum einer hier an. Der Ort ist auch ein grauenvolles Schattenloch, eigentlich immer steht ein Berg vor der Sonne.
Nach Göschenen sind Zug und Autobahn in den langen Tunnels. Das Tal ist nun so eng, dass die Gotthardstrasse sich emporschlängelt, teils unter oder über der Zuglinie nach Andermatt. Der Wanderweg, manchmal kombiniert mit dem Veloweg gehen nochmals eine separate Route, oft auf dem Dach der Tunnels und Gallerien. Es ist erstaunlich, wie gefüllt dieses Tal ist und welcher Aufwand dessen Bau wohl brauchte.
Das Tal wurde noch enger, wir befanden uns nun in der Schöllenenschlucht, das mit dem Russen-Denkmal und der Teufelsbrücke nun definitiv Schulreisen-Pflichtprogramm war (ich war mindestens 2x da). Für mich neu waren der Franzosenplatz, das historische Restaurant (leider bereits geschlossen), und der militärische Stollen, alle im Schöllenen-Rundweg verbunden.

Gerade als das Tal kaum noch enger werden konnte, wurde es wieder sehr breit und wir befanden uns in der Ebene von Andermatt. Der Ort ist heute durch zahlreiche riesige, aber architektonisch durchaus gelungene Luxushotels geprägt.


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